Bertrand Russell: Skeptischer Denker - engagierter Intellektueller
Symposium zum 50. Todesjahr Russells am 6. November 2021 in Nürnberg
© Gesellschaft für kritische Philosophie/Humanistische Akademie 2019-2021
Programm
Ablauf
Uhrzeit Programmpunkt
10.00 Einführung
10.15 Dr. Dr. Joachim Kahl (Marburg):
Wofür es sich zu leben lohnt. Russells skeptische Lebensweisheit.
Eine Interpretation des Vorwortes zu seiner Autobiografie
11.00 Prof. Dr. Rudolf Lüthe (Aachen):
Vom Wert des Zweifels. Anmerkungen zur skeptischen
Grundorientierung der Philosophie Bertrand Russells
11.45 Kaffeepause 1
12.15 Prof. Dr. Harald Seubert (Basel):
Bertrand Russell über wissenschaftliche Philosophie und den
Beitrag der Psychologie zu Ethik und Politik
13.00 Mittagspause
14.15 Prof. Dr. Armin Pfahl-Traughber (Brühl):
Russells Sozialismus-Verständnis. Entwicklung und Positionen
eines antikommunistischen und demokratischen Sozialisten
15.00 Prof. Dr. Wulf Kellerwessel (Aachen):
Russells Kritik am Nationalismus und seine Idee einer Weltregierung
15.45 Kaffeepause 2
16.15 Dr. Martin Morgenstern (St. Wendel/Saar):
Russells Religionskritik
17.00 Podiumsdiskussion mit den Referenten
18.15 Ende der Veranstaltung
Nach jedem Vortrag sowie im Rahmen der Podiumsdiskussion besteht für die
Teilnehmenden Gelegenheit, Fragen zu stellen und Diskussionsbeiträge zu
äußern.
Themen
Wofür es sich zu leben lohnt. Russells skeptische Lebensweisheit.
Eine Interpretation des Vorwortes zu seiner Autobiografie
Dr. Dr. Joachim Kahl
Das Vorwort Russells zu seiner Autobiografie ist ein faszinierender, kurzer Text,
der unmittelbar anspricht und kaum spezifisch philosophische Vorkenntnisse
verlangt. Er gibt Einblick in Russells intellektuelle und politische Motivation
und lobt die drei Leidenschaften der Liebe, des Erkenntnisdrangs und des
Mitleids. Er schlägt eine Brücke zu einem ganz frühen Text von 1903 („Was ein
freier Mensch verehrt“) und kann als repräsentativ für das Gesamtwerk gelten.
Ein Humanismus auf der Höhe der Zeit!
(Anmerkung: Der Text wird bei der Veranstaltung auf Englisch und Deutsch als
Handout verteilt.)
Vom Wert des Zweifels. Anmerkungen zur skeptischen Grundorientierung
der Philosophie Bertrand Russells
Prof. Dr. Rudolf Lüthe
Zeit seines Lebens hat Russell sich als Skeptiker gesehen. Nicht so offen-
sichtlich ist dagegen, wie er dieses skeptische Denken genau verstanden hat. In
meinem Vortrag will ich auf diese Frage eine (vorläufige) Antwort geben. Dazu
vergleiche ich Russells diesbezügliche Äußerungen mit den skeptischen
Elementen der Philosophien von Hume, Kant und Popper. Ich stelle Russells
Verständnis skeptischen Denkens im Kontext dieser drei Varianten von Skepsis
dar und wäge dann ab, welcher dieser Positionen dieses am ehesten ähnelt.
Nach der eingangs vollzogenen Präsentation des skeptischen Grundzugs von
Poppers Falsifikationismus wende ich mich im zweiten Teil meiner
Überlegungen Russells eigenem Verständnis der skeptischen Elemente in den
Philosophien Humes und Kants zu. Dieses entnehme ich im Wesentlichen der
Darstellung dieser Lehrmeinungen in seiner „History of Western Philosophy”. In
den letzten beiden Schritten werde ich mich dann im Durchgang durch einige
einschlägige Lehrstücke Russells aus verschiedenen seiner Schriften auf
direktem Wege seiner eigenen Haltung nähern.
Bertrand Russell über wissenschaftliche Philosophie und den Beitrag der
Psychologie
Prof. Dr. Harald Seubert
Der Vortrag skizziert den Philosophiebegriff von Bertrand Russell als eine
eigenständige Ausprägung der methodischen und ontologischen Erneuerungen
der Philosophie in der Moderne. Dabei werden die Eigenheiten des realistischen
Holismus und die Selbstrevisionen in Russells Denkentwicklung besonders
berücksichtigt. Das Verhältnis zwischen Psychologie, Moral und theoretischer
Philosophie bei Russell bildet einen weiteren Schwerpunkt des Vortrags.
Russells Sozialismus-Verständnis. Entwicklung und Positionen eines
antikommunistischen und demokratischen Sozialisten
Prof. Dr. Armin Pfahl-Traughber
Bertrand Russell verstand sich als Sozialist, allerdings mehr im Sinne des
ethischen Verständnisses eines Gilden-Sozialismus. Damit einher ging seine
Ablehnung dogmatischer Sozialismus-Auffassungen, wie sie bereits im
klassischen Marxismus angelegt waren. Außerdem positionierte sich Russell
immer deutlich gegen den diktatorischen Sozialismus der Sowjetunion. Gerade
diese Konsequenz, Freiheit und Sozialismus miteinander zu verbinden, unter-
scheidet ihn von vielen anderen Linksintellektuellen seiner Zeit. Damit einher-
gehende Besonderheiten sollen im Vortrag aufgearbeitet und systematisiert
werden, handelte es sich doch bei Russell um einen Denker, der den „Verrat
der Intellektuellen“ nicht beging. Eine solche Konsequenz hebt ihn über viele
auch heute noch allgemein geschätzten Denker, Dichter und Künstler hinaus.
Was der Ausgangspunkt und die Grundlagen dieser Haltung waren, soll
ebenfalls im Vortrag herausgearbeitet werden.
Russells Kritik am Nationalismus und seine Idee einer Weltregierung
Prof. Dr. Wulf Kellerwessel
Russell hat sich über Jahrzehnte mit der Problematik des Nationalismus und
den von diesem mit hervorgerufenen kriegerischen Konflikten befasst. Er
plädierte bereits seit dem Ersten Weltkrieg für eine Überwindung des
aggressiven politischen und wirtschaftlichen Nationalismus durch die
Einrichtung einer Weltregierung, die einen weltweiten Frieden stiften und
durchsetzen sollte. – Der Vortrag zeichnet die Entwicklung von Russells
Auffassungen nach und geht dabei auch auf Russells Versuche ein, den Begriff
der Nation zu bestimmen. Thematisiert werden darüber hinaus nationale
Vorurteile und deren moralische Konsequenzen. Erörtert wird vor allem aber
Russells Idee, mithilfe einer einzusetzenden Weltregierung dauerhaft Krieg zu
vermeiden.
Russells Religionskritik
Dr. Martin Morgenstern
Als Religionskritiker bekannt geworden ist Russell vor allem durch die
Essaysammlung „Warum ich kein Christ bin“ von 1957. In seiner Kritik befasst
er sich sowohl mit den klassischen und modernen Beweisen für den Gottes- und
Unsterblichkeitsglauben als auch mit spezifischen Inhalten des christlichen
Glaubens. Auch die neuzeitlichen Konflikte zwischen christlicher Religion und
den Wissenschaften und die Frage einer religiösen Grundlage der Moral nimmt
er kritisch unter die Lupe. Neben den Inhalten von Russells Religionskritik
werden in diesem Vortrag auch ihre aufklärerischen Impulse thematisiert.
Tagungsort
Das Symposium findet in Nürnberg im Marmorsaal der „Nürnberger Akademie“
statt (siehe die oberen zwei Fotos links auf dieser Seite). Bei dem Gebäude
handelt es sich um das ehemalige Gewerbemuseum, erbaut von 1892 von 1897
im Stil eines repräsentativen neobarocken Schlosses. Das Museum war zugleich
handwerkliche und industrielle Bildungsstätte zur Vermittlung der künstleri-
schen Gestaltung von Gebrauchsgegenständen - heute würde man „Design“
sagen.
Essen & Trinken
In den beiden Kaffeepausen (11.45 Uhr und 15.45 Uhr) wird es nicht nur
Getränke, sondern auch süße und herzhafte Kleinigkeiten zu essen geben. Die
Verpflegung in diesen beiden Pausen ist im Teilnahmebeitrag inbegriffen.
Das Mittagessen (13.00-14.15 Uhr) nehmen die Teilnehmenden in einer
Lokalität ihrer Wahl und auf eigene Kosten ein.
Wir empfehlen zum einen den Marientorzwinger (ca. 3 Gehinuten vom
Veranstaltungsort), der im Augenblick allerdings geschlossen ist - ob er
rechtzeitig zum Symposium wiedereröffnet wird, ist noch nicht bekannt.
Ebenfalls empfehlenswert ist zum anderen das Restaurant Heilig-Geist-Spital,
das ca. 5 Gehminuten vom Tagungsort reizvoll in der Nürnberger Altstadt liegt
(siehe die drei unteren Fotos links auf dieser Seite; Lageplan und Wegbeschrei-
bung im PDF ebenda).
Der Weg vom Tagungslokal zum Heilig-Geist-Spital;
hier der Lageplan mit Wegbeschreibung als
PDF-Download.
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